Im September 2021 zog ich in eine Mietwohnung in einem privaten Zweifamilienhaus. Die Wohnung bestand aus zwei Zimmern, einer Toilette und einem kleinen Küchenbereich. Mein Vermieter war nur selten vor Ort. Im Dezember 2023 reiste ich für sieben Tage zu meinen Kindern, und auch mein Vermieter war in dieser Zeit nicht im Haus. Durch starken Frost kam es während unserer Abwesenheit zu einem Wasserrohrbruch, der in den Tagen ohne Kontrolle massiven Schaden anrichtete. Laut Versicherungs- und Baugutachten wurde das Haus als unbewohnbar eingestuft und gesperrt. Ich war plötzlich obdachlos!
Für eine Weile konnte ich bei meinen Kindern unterkommen, doch mit drei Personen und einem Neugeborenen in zwei Zimmern war das auf Dauer nicht möglich. Seit 2017 leide ich an mittelschweren Depressionen und habe eine gesetzliche Betreuerin. Sie riet mir, bis zur Suche nach einer neuen Wohnung in ein Obdachlosenheim zu ziehen. Für mich, eine fast 60-jährige Frau, die unverschuldet in diese Situation geraten war, fühlte sich das entsetzlich an. Ich hatte Angst und fühlte mich völlig wertlos. Aber ich sah keine andere Möglichkeit. Die wenigen Möbel und persönlichen Gegenstände, die noch zu retten waren, wurden eingelagert, und ich schaute mir die ASOG Plus Einrichtung der VIA Perspektiven an.
Dort besichtigte ich eine kleine Maisonettewohnung im Haus. Sie hatte ein eigenes Bad mit Dusche und WC, eine kleine Küche mit Kühlschrank und Herd – alles hell, sauber, neu und in einem sehr guten Zustand. Auf meinem Bett lagen neue Bettwäsche und drei Geschirrtücher. Ich erhielt auch neue Töpfe, zwei Pfannen und Geschirr. Das war ein großartiges Gefühl!
Ich musste mein Bad mit niemandem teilen und konnte die Wohnung hinter mir abschließen – meine eigene, schöne, gemütliche Wohnung, ganz entgegen dem typischen Klischee eines »Obdachlosenheims«. Es gab auch einen Raum mit Waschmaschinen und Trocknern, ebenfalls alles sehr sauber.
In den sieben Monaten, die ich bei den VIA Perspektiven lebte, sprach ich viel über meine privaten und existenziellen Sorgen. Dank meines starken Willens und der Hilfe von vielen Menschen, durfte ich am 2. August 2024 in eine herrliche Zwei-Zimmer-Wohnung mit eigenem Bad ziehen. Jetzt lebe ich in Pankow, wo meine Familie lebt und ich immer leben wollte. Das war großes Glück – in Berlin ist es nahezu aussichtslos, eine Wohnung zu bekommen.
Selbst in meiner Situation zeigt sich, dass man es mit den richtigen Menschen an seiner Seite schaffen und wieder das Gefühl haben kann, als Mensch wahrgenommen zu werden. Gebt nicht auf!
©Cora
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