Brief an den Bruder

+++ Ein Hinweis für alle Leser*innen: +++
Der folgende Text berichtet über traumatische Erfahrungen und kann triggern

 

Na Bruderherz,

weiß gar nicht was und wieso ich dir schreiben sollte…?
Aber ich mache es trotzdem.
Vielleicht geht es dir ja ein wenig schlecht, so wie es mir ständig geht.
Ich mach ja gerade ’ne Therapie, wegen meiner Ängste und so…weißt schon.
Mich quälen alte Erinnerungen.
Ich habe ständig und immer wieder die Sequenzen im Kopf, was du so alles mit mir angestellt hast.
Ich spule die Jahre zurück bis an die Punkte, in denen du mich gequält hast.
Nichts ist mir verloren gegangen…Danke.
Ich sehe den Müll aus zwei Perspektiven.
Einmal aus der Sicht von mir und dann als Zuschauer…besser gesagt, es springt, ganz schnell, so als würde es fast gleichzeitig sein.
Eine Rundum-Ansicht.
Die einzigen, die nicht wechseln sind meine Gefühle, Ängste, die Panik, der Ekel und das totale Entsetzen…die sind immer gleich, egal welche Perspektive.
Ich war klein soo süß und unschuldig.
Du warst, und bist es immer noch, 7 Jahre älter als ich….Du hattest die Macht auf mich aufzupassen und mich zu verteidigen.
Aber du musst dich entschieden haben mich zu zerstören…hast deine Macht genutzt, um zu quälen…sexuell-körperlich und seelisch.
Immer und immer wieder, bis du endlich ausgezogen bist….dann war Ruhe vor dir, aber trotzdem zu spät…ich war für mein Leben therapiert.
Ich kann es nicht verstehen, wie man so sein kann…ich…?…niemals
Für das gibt es keine Entschuldigung, egal was man selber erlebt hat.
Ein Gutes hat es jaaaa.
Das Gute in mir hast du nicht kaputt gemacht…ok das Gute ist schüchtern und ängstlich…aber es ist da und lebt.

(c) szilverling

1 Kommentar

  1. sk

    Ein sehr mutiger Text über die eigene Verwundbarkeit. Und dass das GUTE da ist, ist wunderbar!
    Vielen Dank.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2024 via-meinblog

Theme von Anders NorénHoch ↑